Sammlung Projektvorschläge

„Bevorzugung regionaler Interessen im Telematikbereich“

Arbeitspapier 15.7.2000

Der Bereich IuK - Informations- und Kommunikationstechniken - hat einen Schwerpunkt in der Überbrückung von Entfernungen. Derzeit fördert diese „Telematik“ speziell Beziehungen über große – nationale, kontinentale und globale – Entfernungen. Entsprechend werden lokale und regionale Nahbeziehungen relativ benachteiligt. Es gibt jedoch Hinweise darauf, daß dies technisch-wirtschaftlich nicht zwingend ist. Im Folgenden werden vier Forschungsprojekte vorgeschlagen. Sie sollen verschiedene Aspekte untersuchen, wie durch Telematik lokale und regionale Interessen in den Vordergrund rücken und begünstigt werden könnten. Da die Telematik-Unternehmen konkurrieren, können sie diese Angebote nicht selbst entwickeln; daher werden die zur Einführung notwendigen staatlichen oder kommunalen Anreize, Impulse oder Randbedingungen mitbetrachtet.

1. Projektvorschlag (1): Mobilfunk und Möglichkeiten räumlicher Differenzierung

Die Analyse bestehender und kurzfristig realisierbarer Telematiksysteme und –organisationsformen deutet technisch-wirtschaftlich interessante Möglichkeiten an, besondere Vorteile für lokale und regionale Verbindungen zu schaffen. Dies wäre kulturell eine typisch europäische Ausprägung des Globalisierungsgedankens in der bisher nur amerikanisch geprägten Telematik.

Ziel des vorgeschlagenen Projektes (1) ist die Untersuchung dieser Möglichkeiten für das Segment Mobilfunk.

Die Systemangebote von Betreibern und Hardware könnten z. B differenziert untersucht werden nach Siedlungsstruktur, Siedlungsdichte und Zentralität, sowie Lage zu korrespondierenden Relais, Transpondern, Festnetzknoten; nach Sendeleistungen; sowie nach Abgrenzungen oder Kombinationen der Systeme (GMS, UMTS, DECT, LAN´s sowie privaten, wie etwa den Funknetzen von Logistikfirmen, Rettungsdiensten, Verkehrsunternehmen u.a.).

Die Benutzervorteile wären räumlich differenzierte Qualitäten und Preise. Untersucht werden sollten Kosten uns Preise für Mono- und Dialog, Verbindungsaufbau und Datenmenge, für Sprache und Datendienste unterschiedlicher Kapazität, sowie für Echtzeit bzw. Zeitversatz. Betroffen wären z.B. Gespräche, Bilddialoge, Text-, Wort- und Bild-Messages, gezielte oder automatische Überwachungs,- Betreuungs-, Bezahl- und Schaltvorgänge (wie Road+Park-Pricing u.a.). Hierfür

Arbeitshypothese ist, daß Nahverbindungen deutlich billiger sein müßten als Fernverbindungen, Verbilligungen und zusätzliche Wahlfreiheit für den Nahbereich erreicht werden, sodaß Verbilligungen und zusätzliche Wahlfreiheit für den Nahbereich erreicht würden. Andererseits dürfte die Überschreitung nationaler Grenzen innerhalb europäischer Regionen im Nahbereich keine Preiserhöhungen auslösen („Roaming-Preise“), auch zwischen verschiedenen Gesellschaften (Verbot von Gebiets- und Preisabsprachen sowie Handelshemmnissen).

Methoden der Untersuchung bestehen aus der Ermittlung von Einflußgrößen und Indikatoren für technische, wirtschaftliche und räumliche Aspekte; aus der Ermittlung von Abhängigkeiten und Gesetzmäßigkeiten mit Modellen und Defizitanalysen; aus der Entwicklung von Szenarien zur räumlichen Differenzierung zukünftiger Qualitäten und Preise für die Nahbereichskommunikation; aus Bewertungen, Mengen- und Folgenabschätzungen, sowie aus Konzepten und Handlungsempfehlungen zur Implementation, ggf. zunächst in Modellvorhaben.

Erwarteter Nutzen

Durch den Abbau von Diskriminierungen des Nahbereichs können im Mobilfunk Qualitätssteigerungen und Preissenkungen erwartet werden. Da die Kostensenkungen teilweise sehr stark sein werden, könnten sich auch neue Anwendungsfelder im Nahbereich eröffnen – mit entsprechender Stärkung der regionalen Identitäten, Ökonomien und Gebietskörperschaften. Es werden Wachstumsimpulse für betroffene Soft- und Hardwareindustrien erwartet. Weiterer Nutzen werden Hinweise für teilräumliche Prioritäten der allmählichen Installation von UMTS sein. Gerade hier könnte die Regionalisierung der Telematik mit ihren Impulsen für Breitband- und Massenanwendungen besonders nützlich sein.

2. Projektvorschlag (2): Internet und Möglichkeiten räumlicher Differenzierung

Die Analyse bestehender und kurzfristig realisierbarer Telematiksysteme und –organisationsformen deutet technisch-wirtschaftlich interessante Möglichkeiten an, besondere Vorteile für lokale und regionale Verbindungen zu schaffen. Dies wäre kulturell eine typisch europäische Ausprägung des Globalisierungsgedankens in der in der bisher nur amerikanisch geprägten Telematik.

Ziel des vorgeschlagenen Projektes (2) ist die Untersuchung dieser Möglichkeiten für das Segment Internet. Da die bestehenden Leitungskapazitäten nur bei sehr großen Datenmengen Engpässe erwarten lassen, geht es hierbei vornehmlich um (triviale)Massendaten sowie hochqualitätvolle Breitbandanwendungen, für die im Nahbereich Vorteile ermittelt werden könnten.

Die Systemangebote könnten differenziert untersucht werden nach Siedlungsstruktur, dichte und Zentralität, sowie Lage zu hochleistungsfähigen Backbones. Relevant wäre die Breitbandeignung der „Letzten Meile“(KoAx, Glasfaser, DSL, drahtlose Systeme, auch Aufrüstmöglichkeiten durch Abwassersysteme „Toiletten zu Terminals“ u.a.). Es müßte untersucht werden, ob entfernungsabhängige Abrechnungsheader in ein zukünftiges Internet-Protocol eingefügt werden könnten.

Die Benutzervorteile wären räumlich differenzierte Dienstqualitäten und Preise. Untersucht werden sollten Kosten und Tarife für Datendienste höchster Kapazität, für Mono- und Dialog, Verbindungsaufbau und Datenmenge, sowie für Echtzeit bzw. Zeitversatz. Betroffen wären z.B. hochauflösende Echtzeit-Videodialoge, etwa für Telemedizin, Telereparatur, Telebetreuung; oder niedrigauflösende automatische Überwachungs,- Betreuungs-, Bezahl- und Schaltvorgänge, die durch Zeit- und Flächendeckung höchste Datenmengen produzieren, für die aber nur geringste Transferkosten vertretbar sind.

Arbeitshypothese ist, daß Nahverbindungen sich als deutlich billiger erweisen als Fernverbindungen. Erst dann würden diese Dienste angeboten und gebräuchlich werden; andernfalls wäre ihr Gebrauch zu teuer oder zu umfangreich für die bestehenden oder möglichen Fernnetze. So aber könnten Verbilligungen und zusätzliche Wahlfreiheit für den Nahbereich ermittelt werden.

Methoden der Untersuchung bestehen aus der Ermittlung von Einflußgrößen und Indikatoren für technische, wirtschaftliche und räumliche Aspekte; aus der Ermittlung von Abhängigkeiten und Gesetzmäßigkeiten mit Modellen und Defizitanalysen; aus der Entwicklung von Szenarien zur räumlichen Differenzierung von Qualitäten und Preisen für die Nahbereichskommunikation; aus Bewertungen, Mengen- und Folgenabschätzungen, sowie aus Konzepten und Handlungsempfehlungen zur Implementation, ggf. zunächst in Modellvorhaben.

Erwarteter Nutzen

Durch den Abbau von Diskriminierungen des Nahbereichs können im Internet Qualitätssteigerungen und Preissenkungen erwartet werden. Da die Kostensenkungen teilweise sehr stark sein werden, können sich neue Anwendungsfelder im Nahbereich eröffnen – mit entsprechender Stärkung der regionalen Identitäten, Ökonomien und Gebietskörperschaften. Es werden Wachstumsimpulse für betroffene Soft- und Hardwareindustrien erwartet. Ein weiterer Nutzen wären räumliche Kriterien für Breitbandaufrüstung der „Letzten Meile“.

3. Projektvorschlag (3): Möglichkeiten regionaler Breitbandanwendungen

Die Analyse bestehender und kurzfristig realisierbarer Telematiksysteme und –organisationsformen deutet technisch-wirtschaftlich interessante Möglichkeiten an, besondere Vorteile für lokale und regionale Verbindungen zu schaffen, vor allem für Dienste mit höchsten Datenmengen und Dienstqualitäten. Dies wäre kulturell eine typisch europäische Ausprägung des Globalisierungsgedankens in der bisher nur amerikanisch geprägten Telematik.

Ziel des vorgeschlagenen Projektes (3) ist die Untersuchung Möglichkeiten neuer Dienste mit höchsten Datenmengen im Nahbereich, und zwar aus der Sicht der (potenziellen zukünftigen) Anwender. Die bisherigen Angebote beschränkten sich auf den Schmalbandbereich; Breitbandanwendungen schienen zu teuer( z.B.Video-Konferenz). Die angestrebten starken spezifischen Kostensenkungen für Nahverbindungen werfen hierauf ein völlig neues Licht.

Regional denkbar wären z.B. hochauflösende Echtzeit-Videodialoge, etwa für Telemedizin, Telereparatur, Telebetreuung oder niedrigauflösende automatische Überwachungs,- Betreuungs-, Bezahl- und Schaltvorgänge, wenn sie durch Zeit und Flächendeckung hohe Datenmengen produzieren, für den Einzelfall aber nur sehr geringe Transferkosten vertretbar sind. Das Spektrum reicht von einer 24-Stunden-Seniorenüberwachung, neuen Formen von Handwerker-Do-it-Yourself-Kombinationen, Game-Parties in Nachbarschaft und Region, bis zur automatischen Abbuchung von nutzungsabhängigen Geräteleasingraten.

Methoden der Untersuchung bestehen aus der Überprüfung vorhandener Ansätze aus der Literatur auf ihre besondere Eignung für Massenbetrieb im Nahbereich. In Brainstormings und Werkstätten sollen zusätzliche Ideen entstehen. Daraus sollen Szenarien zur räumlichen Differenzierung von Qualitäten und Preisen an teilräumlichen Beispielen erarbeitet werden. Weitere Methoden sind Bewertungen, Mengen- und Folgenabschätzungen, Akzeptanzuntersuchungen, sowie Konzepte und Handlungsempfehlungen zur Implementation, ggf. zunächst in Modellvorhaben. Da breite Akzeptanz angestrebt wird, ist eine öffentlichkeitswirksame Aufbereitung der Ergebnisse notwendig, die auch als erster Marketingschritt oder Testlauf verstanden werden kann

Erwarteter Nutzen

Die Ergebnisse sollen aus Vorschlägen für neue Telematikanwendungen und deren Bewertung bestehen. Dies kann generell als nützlich für alle Lebensbereiche betrachtet werden und ist als individueller und gesellschaftlicher Nutzen breit konsensfähig, mindestens im Hinblick auf die Wachstumsimpulse für betroffene Soft- und Hardwareindustrie.

Spezifischer Nutzen entsteht durch die Stärkung der Nahbereiche - mit entsprechender Stärkung der lokalen und regionalen Verknüpfungen, Ökonomien, Identitäten und Gebietskörperschaften.

4. Projektvorschlag (4): Notwendigkeiten zur Änderung von Regulierungen und Standards für regional orientierte Telematik

Die Analyse bestehender und kurzfristig realisierbarer Telematiksysteme und –organisationsformen deutet technisch-wirtschaftlich interessante Möglichkeiten an, besondere Vorteile für lokale und regionale Verbindungen zu schaffen. Dies wäre kulturell eine typisch europäische Ausprägung des Globalisierungsgedankens in der bisher nur amerikanisch geprägten Telematik.

Ziel des vorgeschlagenen Projektes (4) ist die Untersuchung, welche Änderungen nationaler und internationaler Regelungen, Vereinbarungen und technischer Standards erforderlich sind, damit diese Möglichkeiten möglich und optimal genutzt werden können.

Dazu müssen die bestehenden Regeln auf Widersprüche zu und Vereinbarkeit mit den Zielen regional orientierter Telematik untersucht werden. sollten zukünftige Regeln vorgeschlagen werden. Wesentliche Aspekte betreffen wirtschaftsrechtliche Fragen zwischen Monopol- bzw. Kartellrecht und Freiheit des Handels. Ein Beispiel wäre die Vereinbarkeit von Tariferhöhungen in Mobilfunknetzen bei Gesprächen über nationale Grenzen hinaus. Ein weiteres Beispiel wären Vorschriften für Netzeigentümer, z.B. über freien Zugang zu einzelnen lokalen oder regionalen Netzteilen für kleine lokale oder regionale Betreiber; diese würden dann – durchaus erwünscht - zum „Rosinenpicken“ der billigen Nahverknüpfung motiviert. Auch fiskalische Fragen – etwa steuerliche Absetzbarkeit von Distanzpauschalierung – müssen überprüft werden.

Auch technische Standards müssen untersucht werden. Das betrifft z.B. die Fortschreibungen des internationalen Internet-Protocols, die Kompatibilität mobiler Netzenden wie GSM, UMTS, DECT, LAN´s u.a., die Standards für internationale Breitband-Endgeräte, Regeln und Grenzwerte für Elektromagnetische Verträglichkeit, und viele weitere technische Vereinbarungen.

Seitens der Betreiber wird immer die bisher übliche Pauschalierung zugunsten größerer Entfernung betrieben werden; dies fördert das Branchenwachstum und entmachtet tendenziell kleine Konkurrenten und politische Einheiten. Dagegen müssen staatliche oder internationale Regelungen erarbeitet werden, die produktiven Wettbewerb aufrechterhalten und den Aufwand unproduktiver Konkurrenzen abregeln.

Methoden der Untersuchung bestehen aus der Überprüfung vorhandener Regeln aus der Literatur auf ihre besondere Beziehung für Massenbetrieb im Nahbereich. In Brainstormings und Werkstätten sollen zusätzliche Ideen entstehen. Ein besonderer Teil des Projektes besteht in der Diskussion und Verbreitung der Ergebnisse in der Fachöffentlichkeit. Das Projekt wird die angesprochenen Fragen nur vorläufig und unvollständig beantorten können.

Erwarteter Nutzen

Für eine Umsetzung regional orientierter Telematik gibt es nicht nur technische, wirtschaftliche und soziale Voraussetzungen. Vielmehr müssen frühzeitig die erforderlichen Änderungen von nationalen und internationalen Regelungen, Vereinbarungen und technischen Standards vorbereitet werden.