Innovationsprogramm 6000 Kleine Bahnhöfe '21

Prof. Dr.-Ing. Hans-Henning von Winning

Januar 1999


Die Entwicklung Richtung Flächenbahn legt eine sinngemäße Fortführung der Idee der großen Bahnhöfe '21 nahe. Die Werbewirksamkeit der laufenden Kampagne soll umgelenkt werden auf eine breite bundesweite Anwendung, auf kleine, integrierte, ökologische und sparsame Lösungen mit dezentralen Projekten und regionaler und lokaler Identität.


Mobilität, Effizienz und Wachstum durch flächenhafte Netzqualität

Viele kleine Haltepunkte erhöhen die Auswahlmöglichkeiten und Erreichbarkeiten für alle, die am Netz liegen - wechselweise und jedesmal überproportional. Noch mehr als bei großen Bahnhöfen ist das die Grundlage für mehr Fahrgäste, bessere Bedienung und wirtschaftlicheren Betrieb.

Bahnimmobilien produzieren Fahrgäste - Verkehrsqualität erhöht Immobilienwerte

Moderner Bahnbetrieb macht oft alte Gebäude sowie Gleis- und Betriebsflächen entbehrlich.Wie alle bahnhofsnahen Grundstücke sollten dort publikumsintensive Nutzungen angesiedelt werden, die die Vorteile der hohen Erreichbarkeit nutzen: Dichte Wohn-, Gewerbe-, Geschäfts- und Dienstleistungsgebäude; aber auch intensive Frei-, Freizeit- und Sportflächen. Dies sorgt für mehr Fahrgäste. So kann das Verkehransgebot verbessert werden - und das steigert sofort den Wert der Grundstücke. Schienennetz, Personenverkehr und Immobilienverwertung sind voneinander abhängig und sollten sich gegenseitig stützen.

Städtebau im Einzugsbereich: dicht, gemischt und mit hochwertigen Frei- und Straßenflächen

Schienenverkehr braucht Stadtqualität, sparsamen Umgang mit Flächen und qualitätvolle Gestalt von Architektur und Freiflächen. Straßen und Plätze brauchen Öffentlichkeit und hohe Qualitäten für Radfahrer und Fußgänger, um den Haltepunkt bestmöglich zu erschließen. Das gilt vom Bahnsteig bis in alle Einzugsbereiche in zumutbarer Entfernung.

Bahnhof und Gleiszugang: Integration und Öffentlichkeit wichtiger als technische Perfektion

Gerade bei kleineren Bahnhöfen kann es Kompromisse bei technischen Standards geben. Unverzichtbar aber sind die Einbeziehung von Warte- und Zugangsflächen in die Nähe und Einsehbarkeit der öffentlichen Straßen. Oft ist ein seitliches Vordach besser als ein Warteraum im alten Bahnhof, oft eine Verlegung des Haltes an eine bestehende ebene Gleisquerung besser als eine Tunnelrenovierung."Schnittstelle", "Busbahnhof","P+R Plätzen":

Städtebaulich orientierte Gestaltung notwendig

Je kleiner der Haltepunkt, umso wichtiger wird der Fahrgast zu Fuß und per Rad gegenüber dem Fahrgast, der mit Bus oder Pkw kommt. Bus- und Pkw-Halteflächen sind meist als Mischflächen gestalterisch unterzuordnen. P+R-Plätze sind allenfalls in größter Entfernung tragbar. Alle Funktionsflächen sollten für den Mindestbedarf bemessen werden - für Spitzenbedarf sind einfache, multifunktionale Gestaltungen meist richtiger.

Projekt: Maßnahmenkataloge, Beispielentwürfe, Projektmanagement für dezentrale Realisierung

Inhalte sind die städtebauliche, verkehrliche und architektonische Neuordnung der engeren und weiteren Bahnhofsbereiche als relevanter Faktor für den Schienenverkehr. Dazu gehören Bestands- und Potentialanalysen; Kataloge für Rahmenplanungen, Gestaltung, technische Standards, Organisation und Projektsteuerung von dezentralen Wettbewerben und Vorhaben; Auswahl, Entwurf und Ausführung von einzelnen beispielhaften Planungsfällen; Koordinierung und Öffentlichkeitsarbeit im Hinblick auf Ökonomie, Ökologie, Städtebau und Verkehr; kommunale und bundesweite Fachdiskurse und Ausstellungen; Linien-, Netz-und regionsbezogene Aktionen; Moderation zwischen und innerhalb der Gebietskörperschaften und der DB-Bereiche. Die Arbeiten betreffen ein Investitionsvolumen von etwa 10 Mrd. DM in einem Zeitraum von etwa 10 Jahren.